Silbermond – In meiner Erinnerung

Lieder

Manchmal kommt es einfach, wie es kommen muss.
Ich sitze am Abend konzentriert am Schreibtisch, arbeite an diversen to-dos, nehme mir vor, mich nicht ablenken zu lassen.

…als die Sängerin von Silbermond, Stefanie Kloß, im Radio ein kurzes Interview zu ihrem aktuellen Album und dem Song „In meiner Erinnerung“ gibt. Dass ihr Vater viel zu früh gestorben ist, sagt sie und – zack – muss ich genauer hinhören.

Dadurch habe ich den Anfang des Gesprächs leider verpasst. Aber nicht den wundervollen Gedanken, dass wir alle wissen, wann unser Leben begann, aber keiner von uns weiß, wann es endet. Und wir genau deshalb die Zeit, die uns zusammen bleibt, so gut es geht nutzen sollten.

Dass wir auch mitten in der Woche bei einem Glas Rotwein ruhig eine Stunde länger sitzen können, wenn es gerade so eine gute Zeit ist – statt das Erlebnis auf die nächste Woche zu schieben. Die Chancen, die wir haben, zu nutzen statt nur mit „würde, hätte, könnte“ davon zu träumen.

Man spürt an ihrer Wortwahl und in ihrer Stimme, dass sie sich schon viele Jahre mit diesen Gedanken beschäftigt. Es ist ein schönes Gefühl zu hören, dass es ihr ähnlich geht wie mir.

Und vor allen Dingen finde ich es großartig, dass sie so offen darüber spricht und ihr Erlebnis in einem Lied verarbeitet hat.

Silbermond Song – In meiner Erinnerung

Der Vater der Silbermond-Sängerin Stefanie ist 2003, kurz vor ihrem Abitur, gestorben.

In meiner Erinnerung

Auf einmal steh‘ ich hier allein,
hier im März 2003.
Und es war viel zu zeitig.
Es war viel zu zeitig.

Und ich hab‘ noch zu dir gesagt,
wie immer bis zum nächsten Mal.
Und es war viel zu zeitig.
Es war viel zu zeitig.

Ich hör‘ sie sagen, jetzt hast du’s geschafft,
bist jetzt an einem besseren Platz.
Meine Ohren versteh’n das,
doch das Herz sagt es fehlt was.

Mit jedem Tag der vergeht lebst du weiter.
In meiner Erinnerung.
Hab‘ all die Bilder mit dir gespeichert.
In meiner Erinnerung.

Alles endlich, alles verglüht.
Geht so schnell, eh‘ du dich versiehst.
Ich habe dich hier, ich trag‘ dich bei mir.
In meiner Erinnerung.

Schönen Gruß von deiner kleinen Madame,
aus Frankreich, hier wollten wir hin zusammen.
Du hast gesagt, ich nehm‘ dich mit.
wenn du groß genug bist.

Jetzt steh‘ ich hier und frage mich,
würdest du unsere Lieder feiern,
wärst du stolz auf mich.

Was würdest du sagen, könntest du mich seh’n.
Sag mir, kannst du mich seh’n?

Verrätst du mir was bleibt,
übrig von ’ner Lebenszeit?

Mit jedem Tag der vergeht lebst du weiter.
In meiner Erinnerung.
Hab‘ all die Bilder mit dir gespeichert.
In meiner Erinnerung.

Alles endlich, alles verglüht.
Geht so schnell, eh‘ du dich versiehst.
Ich habe dich hier, ich trag‘ dich bei mir.
In meiner Erinnerung.

Verrätst du mir was bleibt,
übrig von ’ner Lebenszeit?

In meiner Erinnerung.

Alles endlich, alles verglüht.
Geht so schnell, eh‘ du dich versiehst.
Ich habe dich hier, ich trag‘ dich bei mir.
In meiner Erinnerung.

In meiner Erinnerung.
In meiner Erinnerung.

Silbermond, „In meiner Erinnerung“

Es gibt sogar ein Interview von Stefanie konkret zu diesem Song, was sehr sehenswert ist. Sie stellt zum Beispiel in den Raum:

Was können wir denn eigentlich auch daraus für eine Stärke ziehen, wenn so etwas passiert ist? […] Wirst du an so einer Situation zerbrechen oder wirst du einfach die Zeit nutzen und nach vorne gucken?

Stefanie Kloß

In dieser Interview-Situation stecken ganz viel Anspannung und Gefühle, die bei Stefanie hoch kommen und ich finde es sehr berührend, dass sie sie auch zu lässt. Denn sowohl das Lied zu schreiben, als auch darüber zu reden ist sehr mutig. Schließlich zeigt sie ihre verletzlichste Seite.

Ich denke aber auch, dass dieser Song mit allen Situationen, die er jetzt mit sich bringt (Live Auftritte, Interviews, usw.), ganz viel Heilung in ihr voranbringen wird. Sie hat da einen Prozess angestoßen, für den es scheinbar an der Zeit war. Auch wenn es 15 Jahre gedauert hat.

Damit ist sie ein riesen Vorbild für mich und sicherlich auch für andere.

Wir sollten viel öfter miteinander über traurige Momente sprechen – denn wir alle erleben sie früher oder später.